„An der Saale hellem Strande
Stehen Burgen stolz und kühn.
Ihre Dächer sind gefallen
Und der Wind streicht durch die Hallen,
Wolken ziehen drüber hin.“
Herausforderung macht erfinderisch
Lang ist’s her: Als Fritz Kugler im Jahr 1830 diese romantischen Zeilen dichtete, lebten in der besungenen Gegend rund um Halle etwa 25.000 Menschen. Viele von ihnen waren in der Salzproduktion tätig, die der Stadt Jahrhunderte lang Reichtum und Ansehen brachte. Heute zählt Halle zwar weit mehr Einwohner – rund 240.000 sind es aktuell –, die Salzgewinnung beschränkt sich jedoch nur noch auf das Schausieden im Museum.
Entsprechend sieht sich die Stadt in Sachsen-Anhalt nach dem Ende der industriellen Salzproduktion Mitte der 1960er-Jahre vor manche Herausforderung gestellt. Es fehlt Geld, klar. Doch dafür blüht die Kreativität vieler Einwohner, die es in der hohen Kunst der Improvisation zur Meisterschaft bringen und ihre Stadt ideenreich gestalten.
Zum Beispiel in dem Viertel Freiimfelde: Jahrzehntelang fristete der Stadtteil hinter dem Hauptbahnhof ein trostloses Dasein. Die meisten Häuser standen leer. Dann rückten Künstlerinnen und Künstler an und besprühten die grauen Flächen mit haushohen Wandgemälden: So entstand die „Freiraumgalerie“. Mittlerweile fragen sogar schon internationale Künstler an, ob auch sie ein Wandgemälde beisteuern dürfen.
Im Großteil der einst leerstehenden Häuser leben mittlerweile wieder Menschen. Der Stadtteil hat sich zu einem lebendigen Quartier entwickelt, auch dank verschiedener weiterer Projekte wie einem Apothekergarten, einem Bauspielplatz oder einem großen Lehmbackofen.
Entwicklungen wie in Freiimfelde sind an mehreren Orten in der Stadt zu beobachten. Sie stehen für einen frischen Zeitgeist, der auch die anfangs besungenen Hallen der über der Stadt thronenden Burg Giebichenstein kräftig durchweht. Dort ist nämlich eine Kunsthochschule angesiedelt, die als eine der besten – und größten – Deutschlands gilt.
Neben den etwa 1.000 Giebichenstein-Studierenden prägen natürlich auch die rund 20.000 Studierenden an der historischen Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die junge Szene der Stadt.
Wer nach Halle an der Saale zieht, kann sich über insgesamt sehr erschwingliche Mieten freuen. Da die Stadt im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde, gibt es recht viele hübsche, gut erhaltene Altbauten. Vor allem im Paulusviertel, im Mühlwegviertel, in Giebichenstein, in der Innenstadt sowie in der Altstadt finden sich zahlreiche historische, mittlerweile top sanierte Häuser. Andere Viertel – zum Beispiel Halle-Neustadt – sind hingegen von Plattenbauten geprägt.
Hallisch: Kleiner Sprachführer für Zugezogene
Wundern Sie sich übrigens nicht, wenn Sie von den Einwohnern als „Hallunke“ bezeichnet werden. Das ist keineswegs abfällig gemeint, sondern der ortstypische Begriff für Zugezogene. In Halle geborene Einwohner nennen sich indes Hallenser.
Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es noch eine dritte Bezeichnung für die einheimischen Angehörigen einer uralten Salzsiederzunft, die ihre Traditionen bis heute pflegen: Diese heißen Halloren. Weitere typische Ausdrücke und Begriffe des Hallischen, wie der örtliche Dialekt heißt, finden Sie hier:
So isst Halle
Traditionell ist das Essen der Hallenser deftig, reichhaltig und – natürlich – recht salzig. Schlackwurst, Salzkrustenbraten und Soleier sind typische Gerichte aus der Gegend. Doch die Hallenser können auch süß. In Halle steht die älteste Schokoladenfabrik Deutschlands: Halloren. Bekannt ist sie vor allem für die sogenannten Halloren-Kugeln, mit einer Schokoschicht überzogene Kugeln aus süßer Creme.
Davon abgesehen, finden Sie in der Stadt so einige gemütliche, hippe Cafés mit vielfältigen Speisekarten. Die ehemalige Shisha-Bar The Shabby an der Ludwig-Wucherer-Straße beispielsweise hat sich zu einem tollen Frühstückslokal gemausert. Hier bekommen Sie unter anderem diverse Pancakes, Bagel oder Chia-Pudding.
Was kostet...
Wunderbare Torten, Kuchen, Cupcakes und Cake-Pops, auch vegan und glutenfrei, gibt es in der zuckersüßen Konditorei Nasch Madame in der kleinen Ulrichstraße. Beliebt ist auch das Bewaffel dich in der Neumarktstraße, nahe der Universität, das eine reiche Auswahl süßer und herzhafter Waffeln anbietet.
Und wer nach dem Feiern noch Lust auf etwas Deftiges hat, geht zu Don’t worry be curry: Die Currywurst dort hat Kultstatus.